Plasmadrüse

24.6.10

Les pouces rouges od. die Welt verstehen

Danke, danke! Für die sehr nette Begrüßung, danke, ...
vielen Dank.

Endlich ist die Welt verstanden! Allerdings gibt es
sehr viel zu erklären! Ich persönlich hatte
ursprünglich die Lösung einem Jean Baudrillard
zugeschrieben.
Aber die Essenz all der Untersuchungen fand ihre beste
Beschreibung ausgerechnet in der Hausarbeit eines
Soziologie-Studenten über "Pokémons", aber
das Schicksal kann sich seine Wirkungsstätten wohl
nicht aussuchen, wie? Wo war ich? Achja, WAS stand nun
in dieser Hausarbeit über Pokémons. Hänsel bezieht sich
wiederum auf Baudrillard, der mittlerweile jedoch im
Verdacht steht, es VIELLEICHT nicht ernst gemeint zu
haben. Aber das können wir überhaupt nicht überprüfen,
was uns natürlich zur Verzweiflung bringt. Hier, warten
Sie. Zitat, Patrick Hänsel.

Er meint, "dass die uns bekannte Realität im
Begriff ist zu verschwinden, dass eine neue, veränderte
Art von Realität entsteht, welche er Hyperrealität
nennt." Diese ist dabei größtenteils durch den
starken Einfluss der Medien auf das Alltagsleben
gekennzeichnet. Dabei diagnostiziert er unserer Zeit
auch ein gleichzeitiges Verschwinden der Geschichte,
allerdings in einem eher abstrakteren Sinne, wie ich
meine. Geschichte wird natürlich immer noch
geschrieben, doch er führt zwei Ansätze an,die doch
verständlich sind. Zum einen würde immer schneller,
viel mehr passieren und Geschichtsschreibung würde
somit sehr komplex und aufwendig, wenn nicht sogar
unmöglich werden. Auf der anderen Seite würde gar
nichts mehr passieren, weil die wichtigen Ereignisse
unter all den belanglosen Nachrichten untergehen
würden.

Die Quelle: Patrick Hensel, Semantische und
pragmatische Ansätze zur Rezeptionslogik im Hinblick
auf die Sozialisation anhand mehrerer Beispiele im
Zusammenhang mit Pokémon-Figuren.

Einerseits scheint zwar eine ganze Generation zu
verblöden. Der Staatsanwalt von nebenan erzieht seine
Kinder mit der Spielkonsole. Germanistikstudenten sind
der deutschen Sprache nicht mehr mächtig. Eine Karriere
als Popstar erscheint dem Bäckerlehrling verlockender
als seine solide Ausbildung. Siehe hierzu auch das Buch
"Generation Doof" von Stefan Bonner und Anne
Weiss. Aber - ja, zum Glück gibt es ein aber - wobei
wir nun zu Alexander Rossar kommen.

Andererseits:
Ich zitiere: "Viele Antworten auf wichtige Fragen
der Menschen lassen sich nur finden, wenn wir uns nicht
ausschliesslich auf unsere Sinne verlassen, die dazu
geschaffen sind, die körperliche Welt zu erfassen. So
werden wir nur Antworten zu Fragen finden, die sich
eben auf eine körperliche Welt beziehen." Das ist
doch nachvollziehbar und überhaupt nicht wirr, oder?
Aber das ist eben bei Weitem nicht alles, was zu dieser
Wirklichkeit gehört, sondern nur ein kleiner Teil aber
das haben wir ja jetzt erst erfahren und es wird Jahre
dauern, bis wir es verarbeitet haben. Ein weiteres
Gesellschaftliches Traume, neben vielen anderen.
Vorausgesetzt, es gibt noch eine Wirklichkeit, womit
beim eigentlichen Problem wären.. Soweit die Worte
Alexander Rossars aus deinem seinem Aufsatz
"Devant l´amour". Die Konsequenz des Übels
finden wir als Dritten Akt des gesellschaftlichen
Niedergangs bei Alfret P. beschrieben, der an der
Pariser Sorbonne als Literaturkritiker über das Thema
"Rezeptionslogik" lehrt und der uns einen
interessanten Einblick in die daraus folgenden
Konsequenzen gibt.

Das Kiefer Non-Sutherland vs. Consommé
Litherand-Theorem
Viele bekannte Persönlichkeiten haben sich darüber
bereits geäußert. ich möchte mich ihnen nicht
anschließen und stattdessen nur bekräfigen, dass das
längst noch nicht alles war. In seinem Buch "Boule
au joc" beschreiben Edwin Urban und sein Co-Autor
Vladimir Urban aus einer Ich-Position mehrere
eindrucksvolle Beispiele von Vorfällen, die noch vor 10
Jahren undenkbar gewesen wären. Da ist zunächst der
39jährige Hobby-Seewasseraquarianer Alfret P., der zum
Einen dermaßen erfolgreich in der Ausübung seines
Hobbys ist, dass selbst Meeresbiologen völlig
überwältigt sind, weil es P. gelingt sehr seltene
Filtrierer zu züchten. Hier sollte nicht
unerwähntbleiben, dass insbesondere die Zucht von
Röhrenwürmern bisher nahezu unmöglich schien. Alfret P.
revolutionierte die Seewasseraquaristik, er züchtete
mehrere Arten von Röhrenwürmern und entwickelte
außerdem eine völlig neue Art des Eiweissabschäumers
[Anm. d. Red: Ein Eiweissabschäumer ist die Wichtigste
Einrichtung zur Aufrechterhaltung der optimalen
Wasserqualität in einem Seewasseraquarium], der nach
einem völlig anderen Prinzip arbeitet, als dies bei den
Geräten bisher üblich war. Und das Ende vom Lied?
Alfret P., der chronisch ohnehin mit Geldproblemem
kämpfte, sich trotzdem weiterhin nur um seine Hobbies
kümmerte, die aber einfach nicht zum Beruf werden
wollen, wurde dann vom Burnout-Syndrom heimgesucht.
Schlussendlich nahm er sich das leben, weil er - in
seinen eigenen Worten - "eine dermaßen
eingeschränkte Produktivität "nicht mehr
ertragen" konnte.


Es scheint also, und hier sind wir erneut beim Kiefer
Non-Sutherland-Theorem, dass es immer wieder so
genannte Amateure weiter bringen als Professoren in
ihren Universitäten als Menschen, die auf
professionelle Weise arbeiten, oder die im jeweiligen
Fachgebiet über ein hohes Maß an Erfahrung verfügen und
die ihren Beruf von der Pieke auf gelernt haben. Was
ist, wenn jugendliche Technikbegeisterte in das Netz
der amerikanischen NSA einbrechen? Durch die Wandlungen
der äußeren Struktur "passt" ein steife
gesellschaftliches Korsett manchmal nicht mehr zum
Leben. Viele gesellschaftliche Prozesse sind irgendwann
"outdated" und verschwinden mit der Zeit, das
war schon immer so. Wir haben keine Möglichkeit in die
Zukunft zu blicken, aber manchmal können wir trotzdem
früh erkennen, wann ein Weg in eine Sackgasse führt.
Wie dem auch sei, in den modernen Medien sehen wir
beispielsweise wie Strukturen Fakten schaffen, ohne
dass eine langsame Bildungsinstitution sie greifen
kann.
Die Messlatte liegt damit nicht höher sondern woanders
und das einpaarhunderttausendmal pro Sekunde. Der helle
Stern der Bildung wird irgendwann zum Roten Riesen,
bevor er in sich zusammenfällt. Fähig- und Fertigkeiten
die andere Lösungen entwickeln scheinen wie zufällig
auszureifen, aber ich beginne abzuschweifen, daher
zurück zur Physik.

Was die Leistung anbetrifft, so wachsen die Bäume
bekanntlich nicht in den Himmel, denn genau wie unseren
physischen Kräfte, stößt auch die Kapazität unserer
Gehirne irgendwann an ihre Grenzen. Und hier gibt Urban
Kiefer Recht, wenn er postuliert, dass der "Raum
an verfügbaren um die erlangten Fähigkeiten gebeugt
wird". Wie können wir diese Aussage nachprüfen?
Die Werkzeuge dazu liefert Urban auch gleich mit, indem
er uns einlädt, seine Analyse anhand einer
übersichtlichen Versuchsanordnung nachzuvollziehen. In
diesem Fall in Form einer Gruppe von Bobpiloten, die
durch eine Eisbahn schießen. Alle Abfahrten wurden über
eine Saison hinweg bis ins kleinste Detail analysiert
und nachzeichnet. Wirksam und dies sogar messbar durch
die stetige Verbesserung von Material,
Pilotenfähigkeiten und Interaktionen, wird der Zugewinn
von Wissen im Zusammenhang mit dem stetigen Blick auf
die Zielsetzung in Form von Rekordzeiten. Dies
produziert die "Ellyptische Bewegung des
Denkens", von der angeblich bei so vielen
Wissenschaftlern die Rede ist. An dieser Stelle kann
ich mich nur den Worten von Edwin Urban anschließen,
der mit Blick auf seine Analyseergebnisse und die
Bobbahn zwar gerne an seinen Erkenntnissen zweifeln
würde, dies jedoch nicht kann, weil ihn ein einziger
Satz daran hindert, der da lautet "Ich habe es
selbst gesehen."